Gohrisch,

Das THW-Jugendcamp in der ERNA

Am Ende der sächsischen Herbstferien 2021 ging es für die Jugendgruppen der Ortsverbände Bautzen, Dresden und Pirna mit 48 Helfer und Helferinnen in das langersehnte THW-Jugendcamp. Ziel war das Kinder- und Jugenddorf ERNA bei Papstdorf, in dem alle gemeinsam eine tolle Zeit erleben durften.
Unsere Kolonne auf der B172 mit Aussicht auf die Festung Königstein  (Foto: THW OV Pirna)

Unsere Kolonne auf der B172 mit Aussicht auf die Festung Königstein (Foto: THW OV Pirna)

   Hier dazu ein Bericht von unserem BUFDI Thomas Lilienthal:

Mittwoch

Im Ortsverband beginnt die heiße Phase der Vorbereitungen. Jugendbetreuerin Sarah stellt mit unseren Bufdis Alexander und Thomas die Ausrüstung zusammen und bereitet die Beladung vor. Auch wenn im Kinder- und Jugenddorf ERNA (Erholung und Natur) für Verpflegung gesorgt ist, brauchen wir doch noch einiges an Ausrüstung, angefangen bei Handschuhen über Sägen bis zu den Kindersitzen für den Mannschaftstransportwagen (MTW).

Donnerstag

Bereits seit 10 Uhr sind die ersten Helfer im Ortsverband am Wuseln. Der Plan, bei den tschechischen Nachbarn etwas günstiger einzukaufen, um die Kasse der Jugendgruppe zu entlasten, scheitert überraschend am heutigen Feiertag im Nachbarland. Zum Glück haben wir das bemerkt, bevor wir losgefahren sind. Zumindest das Zeitkonto sieht jetzt erfreulich gut aus.

Obwohl erst für 15 Uhr zum Sammeln der Kinder geladen wurde, füllt sich der Parkplatz bereits eine Stunde vorher mit den Elterntaxis. Inzwischen sind auch die Helfer des Ortsverband (OV) da, die uns nach Papstdorf bringen werden und stellen die Kolonne aus MTW Zugtrupp, GKW (Gerätekraftwagen), MzKW (Mehrzweckkraftwagen) und MTW Jugend/OV zusammen. 

Im Schulungsraum geht es derweil an das - inzwischen für alle gewohnte - Prozedere des Selbsttests unter Aufsicht. Die Wartezeit verbringen wir mit der Belehrung zum Verhalten in den Fahrzeugen und im Camp. Danach geht es auf die Fahrzeuge, wir fahren als Kolonne (Blaulicht, blaue Flagge an allen Fahrzeugen, grüne Flagge und Kolonnenschild am Schlusswagen) auf den Sonnenstein und über Struppen und Königstein nach Papstdorf.

In Papstdorf sind wir dann die ersten vor der Jugend der Ortsverbände Bautzen und Dresden. Los geht es mit der Challenge: „Wie beziehe ich ein Bett?“. Aber alles kein Problem, nahezu jeder scheint das Zuhause schon einmal gemacht zu haben. In der Zwischenzeit kommen auch die Freunde aus Bautzen und Dresden an.

18 Uhr Zählappell: Gesamt sind 46 Kinder- Jugendliche und Betreuer an diesem verlängerten Wochenende dabei, zuzüglich zweier Nachzügler, die erst später eintreffen werden. Abendessen, danach etwas Freizeit zum Runterkommen. Mit dem Signalhorn (welches wir in den nächsten Tagen und Nächten zu jedem möglichen Anlass hören werden, wird zum Sammeln gerufen. Auf geht es zum Abendessen, danach stellt sich die Erwartung ein, dass heute noch irgendetwas passiert.

Genau, erneut ein Hornsignal, Sammeln und los geht’s, Einsatzbereitschaft in 10 Minuten herstellen. Jetzt muss die Hose sitzen, jeder seine Handschuhe und seinen Helm haben. Die meisten sind tatsächlich schon nach zwei bis drei Minuten wieder auf dem Platz. Dann geht es ab Richtung Sportplatz, auf dem bereits der Gerätekraftwagen (GKW) steht. Die Aufgabenstellung für jeden der 4 gebildeten Trupps, bunt gemischt zwischen den Ortsverbänden: Errichte einen Lichtmast. Kurz nach 21 Uhr ist der Wagen dann von allen 4 Seiten beleuchtet. Danach muss noch ein Verletzter mit Trage und gesichert durch Arbeitsseile einmal um den Lichtmast getragen werden. 

Nach 22 Uhr geht es dann endlich Richtung Wärme, rein in die Bungalows und langsam wird es ruhiger.

Freitag

Los geht es um halb acht mit dem täglichen Test, danach ab zum Frühstück. Um neun Uhr ist dann die Wanderführerin da, die uns zu den Höhlen am Kleinhennersdorfer Stein begleiten wird. Dazu müssen wir durch den Wald, am Feld die Straße entlang hinunter, durch das Dorf im Tal wieder den Weg bergauf, der die Straße inzwischen ersetzt hatte. Hinter dem Dorf nach fast 3 km eine Rast zum Verschnaufen, Trinken und Schuhe richten. 

Dann geht es auch schon weiter vorbei am Damwildgehege, um dann wieder bergauf vom Weg auf den Pfad zu wechseln, der sich, ausgetretene Holzstufen aneinanderreihend, zwischen Felsen und Bäumen in die Höhe schlängelt. Wir sind an der Sandhampelhöhle, wo früher ein Herr Hampel aus dem Sandstein den losen Sand herauskratze und beispielsweise als Scheuersand verkaufte. Diese Höhle hat zwei Ein- und Ausgänge, so dass man durch den Berg laufen kann. Die umliegenden Felsen laden die Wagemutigen zu Kletterpartien ein, begleitet von den „HmHm-Aber Vorsicht!“ Blicken der Betreuer. Da nicht alle gleichzeitig in die Höhle können, bietet sich draußen die Gelegenheit für einen Schluck Wasser oder Tee, bevor es weiter zu Lichterhöhle geht.

Diese ist nur wenige Minuten entfernt, hat aber nichts den Lichtermännlein zu tun, die im Erzgebirge des Bergmanns Lichtbringer waren. Als das Elbsandsteingebirge geformt wurde, war hier zunächst überall Meer. Das Meerwasser hat diese Höhle aus dem Gestein herausgewaschen, an einer Wand findet sich noch ein versteinerter Muschelabdruck. Ein Gruppenfoto in der Höhle scheitert leider daran, dass dies nur mit Blitz gehen würde, da Reflexionsstreifen aber jedes Bild unkenntlich machen. Draußen bietet sich auf einem Vorsprung eine Gelegenheit zu einem Gruppenfoto. Beim Abrücken aus dieser Höhle erneutes Zählen, wir haben weder jemanden in der Höhle verloren noch hat sich ein anderer Wanderer uns angeschlossen.

Weiter geht es um den Stein herum zur Eishöhle, der schmalsten der drei Höhlen im Kleinhennersdorfer Stein. Danach beginnt der Abstieg durch ausgespülte Rinnen und über umgestürzte Bäume hinweg. Google wird später verraten, dass die gesamte Tour rund 7 km lang war und wir 125 m Höhenunterschied überwunden haben.

Pünktlich zum Mittagessen sind wir kurz vor halb eins wieder in der ERNA. Händewaschen und ab zum Mampfen. Es gibt Gulasch mit Knödel und Sauerkraut. Danach ist erst einmal Chillen angesagt. 

Um fünfzehn Uhr geht es dann zur Beschaffung von Brennholz für das Lagerfeuer in den Wald. Der Sturm vor zwei Wochen hatte ja für Nachschub gesorgt. Die Betreuer prüften zunächst, dass keine angeknackten Bäume im Bereich stehen, dann durfte die Jugend los. Mit den Arbeitsseilen wurden handliche Bündel geschnürt, die dann zu dritt oder zu viert zur Feuerstelle getragen wurden. Auf der Straße wurde eine Einsatzstelle zur Beladung des Gerätekraftwagens (GKW) eingerichtet mit Absperrung und Ausweisung einer Gefahrenstelle für andere Autofahrer und Wanderer.
Angekommen an der Feuerstelle wurde der GKW entladen, die Junghelfer machten sich dann mit Handsägen an die Zerlegung der Äste und kleineren Stämme. Hierbei wurde Teamwork GROSS geschrieben, Aufstellung in Sandsackreihe, wie in der Ausbildung gelernt und dann die Äste von Helferin zu Helfer weitergereicht. Um die großen Stämme kümmerte sich ein Motorkettensägenführer vom Technischen Zug. Nach zwei Stunden war alles Holz aufbereitet für den Abend. Zeit zum Durchatmen, bevor es zum Abendessen geht.

Punkt halb acht starten dann gleichzeitig das Lagerfeuer und die Halloween-Party im Gemeinschaftsraum. Die Stimmung steigt, eine Polonaise mit der THW-Ente an der Spitze zieht aus der Hütte auf die Freifläche, einmal um den Betreuertisch und wieder rein. Es geht weiter mit der Reise nach Jerusalem und Geschicklichkeitsspielen. Am anderen Ende des Feriendorfs sitzen Kinder und Betreuer gemütlich um das Feuer. 

Am späten Abend meldet sich ein Teilnehmer am Jugendcamp mit körperlichen Problemen bei seinem Betreuer. Nach Erstversorgung entscheidet der Stab, den Teilnehmer einer ärztlichen Untersuchung zuzuführen. Das nächstgelegene Krankenhaus mit entsprechend fachärztlicher Betreuung befindet sich in Dresden. Eine Anforderung des Rettungsdienstes würde zu lange dauern, der Ortsbeauftragte des THW befiehlt daher die Verbringung mit eigenem Transportmittel. Kraftfahrer, Beifahrer, Betreuer und Kind also rein in einen Mannschaftstransportwagen (MTW) und zunächst mit langsamer Fahrt durch den dunklen Wald und über die kleinen Ortsstraßen hin zur Bundesstraße.
Nach 40 Minuten erreichen wir das Fachkrankenhaus, der diensthabende Arzt gibt nach gründlicher Untersuchung Entwarnung. Es liegt nur eine leichte Verletzung vor, wir übergeben den Jugendlichen vor Mitternacht den Eltern. Die Einsatzkräfte fahren dann zurück zur ERNA. 

Sonnabend

Kurz vor acht ertönt ein „Guten Morgen Sonnenschein…“. Dieser kämpft sich gerade noch durch die Dämmerung. Im besten Sonnenschein geht zum Frühstück und dann an den Stationsbetrieb.
In Sanitätsdienst ging es um den sicheren Transport eines Verletzten auf der Trage. Hierzu wurde die verletzte Person mit Arbeitsseilen so auf der Trage fixiert, dass sie auch auf unebenem Gelände nicht von der Trage rutschen konnte. Dies war dann erreicht, wenn die Trage mit der verletzten Person senkrecht gestellt werden konnte und die Person auf der Trage verblieb. Jeweils ein Junghelfer kümmerte sich ausschließlich um die Überwachung des Patienten und hielt ihn mit einem Gespräch wach. Die für die Sicherung erforderlichen Knoten wurden auf der gleichen Station an den Tischen und Bänken geübt.
Die Station Sprechfunk übte die Kommunikation mit der Station Einsatzleitung. Während es an der ersten Station um die korrekte Abwicklung des Funkverkehrs ging (Zusammenfassung der geplanten Meldung, Rufaufbau / Wer ruft Wen / Funkkennzeichen, Übermittlung der Meldung, Empfangsbestätigung), lag der Schwerpunkt der Station Einsatzleitung in der Aufnahme der übermittelten Informationen und Darstellung auf dem Lageboard mittels taktischer Zeichen. Hierzu wurden auch die Einsatzstärken der beteiligten Einheiten erfasst.
Auf der Sportstation eins wurden in Staffelspielen Hürden in verschiedenen Springstilen überwunden, die Bodenleitern im Seitwärtsschritt oder Wechselschritt belaufen, die Zielgenauigkeit mit dem Schlagball geübt und das Fangen und Werfen von Handbällen trainiert. Zur Abwechslung kamen auch mal Springseile zum Einsatz.
Die Sportstation zwei war dann Mannschaftstraining mit Krebs-Fußball oder Basketball je nach Alter der Teilnehmer.
Nach dem Mittagessen wurde der Stationsbetrieb abgeändert fortgeführt, anstelle der beiden Sportstationen (kein Sport nach dem Essen) gab es einen „Verdauungsspaziergang“ mit Erkundung baufälliger Gebäude im Gelände. Für diese musste dann eine Lagebeschreibung sowie eine Bauzustandsbeschreibung erstellt werden, welche dann per Sprechfunk an die Leitstelle übermittelt wurde. Für die Lagebeschreibung wurden Himmelsrichtungen anhand des Sonnenstandes ermittelt sowie die Entfernungen zu benachbarten Gebäuden geschätzt.

Nach dem Ende des Stationsbetriebes erfolgte der Rückbau und die Verladung der Einsatztechnik auf die Fahrzeuge. Den Abschluss des Nachmittages bildete die Vorbereitung des heutigen Lagerfeuers mit Knüppelkuchen. Nach Prüfung des Brennholzvorrates musste dieser nur geringfügig aufgefüllt werden. Jede Helferin und jeder Helfer brauchten aber noch einen Stock für den Knüppelkuchen. Das Vorbereiten der Stöcke verlief ohne Schnittverletzungen. Die kräftigsten Jungs verbrachten noch mehrere Baumstämme als Sitzgelegenheiten an die Lagerfeuerstelle.

Da wir morgen das Camp sauber wieder verlassen wollen, kümmerte sich eine Gruppe Junghelfer vor dem Abendessen noch um die Wiederherstellung der Objektreinheit. Lobenswert, dass nur wenig Bonbonpapier auf dem Gelände gefunden wurde.

Am Abend meldete sich ein Teilnehmer mit körperlichen Beschwerden, …, Ihr ahnt es schon, wir machten erneut einen Ausflug zur ärztlichen Bereitschaft, diesmal aber nur bis nach Pirna. Quasi sofort rangekommen, waren wir nach Freigabe durch die Ärztin und Zustimmung der Eltern zum Verbleib im Camp schon vor 21 Uhr wieder am Lagerfeuer und konnten noch einen Knüppelkuchen backen. 

Sonntag

Aufstehen, Frühstücken, Abreisen, so einfach geht das bei einem Jugendlager nicht. Vielmehr heißt es zunächst, Betten abziehen, Unterkünfte fegen, dann Frühstück, letzte Putzarbeiten und endlich Rückgabe des Objekts an die Verwaltung von ERNA. Danach aufsitzen und in Kolonne zurück in den Ortsverband.
Dort angekommen, wurde zunächst die Ausrüstung aus dem OV entladen und wieder ordentlich verstaut, das private Gepäck entladen und dann ging an die Reinigung der Fahrzeuge. Nach zwei Stunde war beinahe alles geschafft, also ran an die Schuhputzkiste die Stiefel wieder auf Hochglanz gebracht. Händewaschen, Pizza-Mittag und Nachbesprechung, bis um 15 Uhr der Jugenddienst beendet war und die Kinder und Jugendlichen an Ihre Eltern übergeben werden konnten.

Den Kindern hat es viel Spaß gemacht und wir bedanken uns bei den Jugendbetreuern und erwachsenen Helfern und Organisatoren, die dieses Camp trotz Corona möglich gemacht haben.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.







Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: