Zeithain,

Ein Samstag im Zeichen einer versunkenen Baggerschaufel

Unbekannte lösen die Sicherung eines Schwimmbaggers. Dieser treibt ab und sein Greifer sinkt auf den Grund des Sees. Zur Erkundung, Sicherung und Bergung wird die Tauchergruppe unseres Ortsverbandes alarmiert.
Mit einer Schute wird zum Einsatzort übergesetzt (Fotograf: THW Pirna)

Mit einer Schute wird zum Einsatzort übergesetzt (Fotograf: THW Pirna)

Es ist kurz nach 11 Uhr als der Alarm für die Einsatzkräfte ausgelöst wird. Am Einsatzort, einem Kiessandtagebau bei Zeithain, angekommen erfolgt zunächst eine gemeinsame Erkundung durch Zugtrupp und Taucheinsatzleiter.

Mit einer Schute erfolgte die Überfahrt zur Einsatzstelle, einem auf dem See befindlichen Schwimmbagger. Hier erfolgte durch Angestellte des Anlagenbetreibers eine Einweisung in die Örtlichkeiten, die Ereignisse der letzten Stunden und die Erwartungen an den Einsatz der Tauchgruppe. Demnach wurde vermutlich durch betriebsfremde Personen die Bremse der Seilwinde gelöst, an der eine ca. 4m³ Sand fassende Baggerschaufel befestigt ist. Durch den Aufprall der Schaufel auf dem Boden der Kiesgrube könnte es zu einer Rutschung auf dem Grund gekommen sein, welche die Schaufel begraben hat. Der Schwimmkran konnte die Schaufel mit der eigenen Zugkraft nicht mehr aus dem Sand heben.

Anhand der am Kran angezeigten abgerollten Seillänge mussten wir davon ausgehen, dass die Schaufel in ca. 30m Wassertiefe liegt. Allein diese Tatsache stellt die Taucher vor große Herausforderungen. Das Vordringen in Tiefen über 30m ist nur Tauchern mit einer besonderen Ausbildung vorbehalten. Zudem betragen die Arbeitszeiten in dieser Tiefe nur wenige Minuten. All dies floss in die Planung mit ein. Um den schnellen und sicheren Transport der Ausrüstung und der Einsatzkräfte zum Schwimmbagger sicher zu stellen, kam ein Mehrzweckarbeitsboot des THW-Ortsverbandes Riesa zum Einsatz.

Nachdem alle Vorbereitungsmaßnahmen abgeschlossen waren, bergab sich der Erkundungstaucher hinab in die Tiefe des Sees und arbeitete sich entlang der Halteseile des Baggers bis zum Grund vor. Über ein kabelgebundenes Kommunikationsgerät standen der Taucheinsatzleiter und der Taucher im ständigen Kontakt. Das Erkundungsergebnis aus der Tiefe war ernüchternd: Der Tauchcomputer zeigte eine Tiefe von 25,7m bei Bodenberührung an. Wir mussten also davon ausgehen, dass die Baggerschaufel von ca. 5m Sand überdeckt wird.

Gemeinsam entschieden Betreiber, Einsatzleiter und Taucheinsatzleiter, einen Hebeversuch zu unternehmen. Dazu sollten zusätzlich zur Zugkraft des Kranes Hebesäcke an den Halteseilen befestigt werden. Hebesäcke sehen aus wie große Luftballons, die unter Wasser angebracht, mit Luft gefüllt werden und so einen zusätzlichen Auftrieb erzeugen. 1m³ Luft erzeugt einen Auftrieb von ca. 1t. Da unsere Tauchgruppe nur drei Hebesäcke besitzt, wurden weitere Hebesäcke angefordert und zur Einsatzstelle gebracht. Gemeinsam mit Tauchern der DRK-Wasserwacht und von der der DLRG waren gegen Mitternacht 12 Hebesäcke mit einer Auftriebskraft von ca. 8t in einer Tiefe von ca. 15m angebracht.

Mit dem angeforderten Kompresser, welcher normalerweise beim THW-Ortsverband Dippoldiswalde die schweren Abbrechwerkzeuge antreibt, war die Befüllung der Hebesäcke in wenigen Minuten abgeschlossen. Trotz maximaler Zugkraft und mit Unterstützung der Hebesäcke brachte jedoch der Zugversuch keinen Erfolg. Die Baggerschaufel konnte nicht nach oben gezogen werden. Der Betreiber entschloss sich daraufhin die Halteseile der Schaufel zu kappen und mit einer Boje zu kennzeichnen. Bei dieser Maßnahme kam die Sauerstofflanze unserer Bergungstaucher zum Einsatz. Bei diesem auch unter Wasser einsetzbaren technischen Verfahren, bei dem gasförmiger Sauerstoff mit hohem Druck durch ein Metallrohr strömt und am Ende des Rohres mit diesem in einem Brennvorgang reagiert, entstehen sehr hohe Temperaturen und ermöglichen das Schneiden unter Wasser. Mit Hilfe dieses Gerätes wurden die Seile in ca. 15m Tiefe getrennt und mit im Anschluss durch eine Boje gekennzeichnet. Damit soll eine spätere Bergung der Baggerschaufel ermöglicht werden.

Erschöpft und auch bisschen enttäuscht packten die Einsatzkräfte ihre Ausrüstung zusammen und erreichten gegen 05:00 Uhr morgens die heimischen Unterkunft. Trotz des erfolglosen Hebeversuches, war der Einsatz hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen Anforderer, den verschiedenen THW-Ortsverbänden, sowie den DRK- und DLRG-Tauchgruppen eine Bereicherung für unsere Einsatzkräfte.


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