Krippen,

Schwere Zerstörungen nach Unwetter-Tief am 7.-9. August 2010

Der Schrecken bekommt vom Deutschen Wetterdienst stets schöne Namen: "Viola" hieß das Tief, welches an der Grenze zu Polen an diesem Samstag unwetterartige Regenfälle nach Sachsen brachte. Experten bezeichnen diese Wettersituation auch als "5b-Tief". Sie war auch im August 2002 der Grund für das Jahrhunderthochwasser.
Die Elbe in Bad Schandau (Foto: André Jakob)

Die Elbe in Bad Schandau (Foto: André Jakob)

Fast auf den Tag genau, aber acht Jahre später trifft die warme Luft vom Mittelmeer, vollgesogen mit Wasserdampf, auf ihrem Weg nach Norden auf eine Kaltfront. An der Luftmassengrenze bilden sich Schauer und Gewitter. In den Gebirgen regnet sich das Tief ab und das Wasser sucht sich seinen Weg ins Tal. Besonders betroffen sind davon im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge die Flüße Polenz, Sebnitz und vor allem die Kirnitzsch. Aber auch kleinere Bäche vervielfachen sich innerhalb von Stunden und sorgen für Verwüstungen und vollgelaufene Keller. Der Landrat ruft für Teile des Landkreises den Katastrophenalarm aus.

Am 7.8. erhält der Fachberater des THW Pirna die Alarmierung aufgrund eines Erdrutsches mit vermissten Personen auf der Bielatalstr. in Königstein. Nach Ankunft in der Leitstelle wird Gesamtalarm für den Ortsverband Pirna ausgelöst und der Einsatzauftrag geändert. Im Kinderdorf Schneckenmühle in Liebstadt sollen die Bungalows eines Ferienlagers vor Überschwemmung mit einem Sandsackverbau geschützt werden. Nach Abholung der Sandsäcke im Sandsacklager Pirna wird die Einsatzstelle bis 18:30 Uhr abgearbeitet.

Im Anschluß bekommen die Einstzkräfte von der Technischen Einsatzleitung neue Aufgaben zugewiesen. Die 1. Bergungsgruppe beräumt umgestürzte Bäume. Die 2. Bergungsgruppe beleuchtet gemeinsam mit der Feuerwehr den provisorisch eingerichteten Hubschrauberlandeplatz auf dem Sportplatz Rathmannsdorf und wird in der Nacht durch Einheiten aus dem Ortsverband Dresden abgelöst.

Am frühen Abend starten zwei Mehrzweckarbeitsboote unserer Fachgruppe Wassergefahren samt Zugfahrzeuge und sechs Helfern in Richtung Tschechien. Gemeinsam mit Kameraden aus den Ortsverbänden Dippoldiswalde, Riesa und Radebeul sollen sie erstmals im Rahmen des THW-Anrainerstaatenkonzept in einem Nachbarland, speziell der Region Liberec und Frýdland, zum Einsatz kommen. Eine entsprechende Anforderung ist im Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum des Bundesinnenministeriums am Nachmittag eingegangen und an die THW-Leitung weitergereicht wurden.

Zwischenzeitlich wird die Unterkunft des Ortsverbandes als Bereitstellungsraum vorbereitet. Aufgrund der Erfahrungen aus 2002 und 2006 wurden vorsorglich hochgeländefähige Fahrzeuge (Unimog, MAN) aus den bayrischen Ortsverbänden Selb, Forchheim, Kronach, Bayreuth und Forchheim nach Pirna verlegt. Die Fahrzeuge treffen im Laufe der Nacht ein.

Der THW-Fachberater unterstützt seit den Morgenstunden des 8. August die Einsatzleitung im Landratsamt. Am Nachmittag wird die 1. Bergungsgruppe zur Sicherung einer Brücke über den Krippenbach im Bad Schandauer Ortsteil Krippen eingesetzt. Gemeinsam mit der Feuerwehr Dobra wird eine teilweise eingestürzte Flußquerung gesichert und anschließend kontrolliert abgebaut. Da eine Stromleitung an der Brücke befestigt war, können die Arbeiten erst nach der Freigabe durch den Versorger erfolgen.

Jetzt zeigt sich das "THW-Baukasten-Prinzip". Ein Pirnaer Kranführer nutzt den Ladekran des LKW vom Ortsverband Forchheim um die Brückendielen zu stabilisieren und so eine Plattform für den Kettensägenführer der Feuerwehr zu schaffen. Nach seiner Vorarbeit werden mit mit viel Fingerspitzengefühl des Kranfahrers durch die Palettengabel die Bohlen ausgehoben und am Ufer abgelegt. Später werden die Brückenträger geborgen und der Krippenbach kann an dieser Stelle wieder ungehindert fließen. Wie wichtig dies ist, zeigt sich auch den zahlreichen Schaulustigen als sich ein großes Stück der Fahrbahndecke aufgrund der anhaltenden Unterspülung löst und in den Bach stürzt. Die nachalarmierte Fachgruppe Brückenbau des OV Dresden plant bereits den Bau einer Behelfsbrücke als die Arbeiten an dieser Einsatzstelle abgebrochen werden.

Am Montag wird um 11.30 Uhr der Katastrophenalarm für alle Gebiete aufgehoben. Gegen 13 Uhr kommen die nach Tschechien entsandten Einheiten zurück. Die Beseitigung der Folgen wird uns in den nächsten Tagen beschäftigen.


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